Das Jahr 1923 war ein Krisenjahr im permanenten Ausnahmezustand. Aus Anlass der Ereignisse vor 100 Jahren fand gestern ein Vortrag von Dittmar Lauer mit anschließender Eröffnung einer Ausstellung des kulturgeschichtlichen Vereins statt. Die Ausstellung kann in den nächsten Tagen und Wochen noch im Rathaus angesehen werden.
Ein paar Impressionen habe ich euch in diesem Post mal zusammengestellt. Danke hier an den kulturgeschichtlichen Verein Hochwald für die Bereitstellung des Bildmaterials und vor allem ein ganz dickes Lob und Anerkennung für die tolle Recherche und Aufarbeitung!
Ein paar Infos, die es nicht auf die Bilder geschafft haben:
Am 12.11.1918 haben vier Unbekannte mit einem roten Bändchen ausgezeichnete revolutionäre Soldaten den aus der Kirche kommenden Soldaten die Achselklappen abgerissen. Einer der unbekannten Soldaten versuchte sich mit einer Rede an das Volk, wird aber mehr ausgelacht als dass man ihm zuhört.
Kurz später gründete Dechant und Zentrumsführer Wilhelm Greff einen Zentrumsunterstützungs-bzw. Förderverein für Männer und Frauen. 300 Frauen treten bei. Ein halbes Jahr später fordert die französische Militärbehörde die Gemeinde Hermeskeil auf, sofort zehn angesehene Bürger als Geiseln zu stellen, die künftig für Ruhe und Ordnung mitverantwortlich sein sollen. Zu einer dieser Geiseln wird auch Greff ausgewählt.
Nach den Herbstwahlen ziehen unter den zwölf Gemeinderäten erstmals vier Sozialisten ein, darunter der mit den Separatisten liebäugelnde Nikolaus Dellwing von der Katzenmühle und der Vorsitzende der Hermeskeiler Sozialdemokraten, der Nagelschmied Johann Haag (ob der wohl mit unserem Siggi Haag verwandt ist?).
Es folgt eine sehr bewegte Geschichte, die 1923 mit dem Ende der Inflation durch die Währungsreform ein erstes Ende nahm - denn nur eine gute Woche später, am 23.11.1923 ziehen sich die Separatisten aus dem Hermeskeiler Rathaus zurück. Die grünweißrote Separatistenfahne wurde vom Bürgerausschuss eingezogen. Der Spuk der Hermeskeiler Sonderbündler hat ein Ende gefunden.
Bald später: 4.10.1926 Gründung einer NSDAP-Ortsgruppe Hermeskeil im Gasthaus der Witwe Otten in der Thalfanger Straße durch Gustav Simon. Gut ein Jahr später findet die erste große Versammlung der NSDAP-Ortsgruppe Hermeskeil im Gasthaus Eiden von der Lahr statt.
Und heute vor 94 Jahren, am 24.10.1929, führt der Zusammenbruch der New Yorker Börse zu einer Wirtschaftskrise, die ganz Europa erfassen sollte und das Ende der Weimarer Republik einläutete. 1928 noch eine Splitterpartei, wandelt sich die NSDAP unter der Führung Adolf Hitlers zur Massenbewegung.
Nach den letzten freien Wahlen zum Reichstag am 5.3.1933 setzen auch die Hermeskeiler SA- und SS-Männer mit dem Hissen der Hakenkreuzfahne auf dem Rathaus ein Zeichen.
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