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Meine Bewerbungsrede um die Kandidatur zur Wahl der Verbandsbürgermeisterin

Liebe Genossinnen und Genossen,

 

liebe Gäste,

 

dass nun ausgerechnet ich genau hier an dieser Stelle zu diesem Zeitpunkt zu euch spreche, hätte ich vor 5 Jahren ganz sicher nicht gedacht. Auch nicht vor 4 Jahren oder den darauffolgenden.

 

Vor etwa einem Jahr hatten wir in Beuren eine Mitgliederversammlung in diesem Kreise, als die Idee erstmals geäußert wurde. Viele Gedankenspiele, Überlegungen und Gespräche später stehe ich nun hier und möchte mich bei euch um die Kandidatur für die Wahl der Verbandsbürgermeisterin bewerben.

 

 

Was hat mich dazu bewogen?

Ich habe diese Entscheidung sehr wohlüberlegt getroffen. Ich habe nun fast 5 Jahre politisches Ehrenamt als Stadtbürgermeisterin hinter mir und ich wage zu sagen, dass das wohl mit die beste Schule war, durch die ich gehen konnte.

 

 

Die Legislaturperiode, und das werden meine lieben Bürgermeisterkollegen Uli, Uwe und Joachim bestätigen können, war wahrlich turbulent – nach gerade einem guten halben Jahr im Amt mussten wir uns im Umgang mit der Corona-Pandemie behaupten, gleich darauf mit dem Ukrainekrieg und dann mit der Energiekrise, die unsere kommunalen Haushalte neben den Neuregelungen im Kommunalen Finanzausgleich, auf ein weiteres belastete.

 

 

Und doch haben wir Strategien entwickelt, für Zusammenhalt und Solidarität geworben und uns nicht weggeduckt. Viele Male haben wir uns dabei über die Verwaltungsspitze hinweggesetzt, Entscheidungen getroffen und „einfach mal gemacht“.

 

Und wisst ihr was? Das war gut so.

 

 

Leider ging und geht das nicht mit allem so einfach. Und wir mussten feststellen, dass uns eine ungeheure Bugwelle voller Herausforderungen bevorsteht. Ob Kita-Neubau, Sanierungsstau oder Energiewende und kommunaler Wärmeplanung – die ToDo-Liste ist lang. Und hier bedarf es einer leistungsfähigen Verwaltung.

 

 

Einige, vor allem Zugezogene, wissen gar nicht, was die Verbandsgemeinde ist und welche Aufgaben sie hat. Das ist auch nicht verwunderlich, da Verbandsgemeinden nur in drei Bundesländern existieren. Die Aufgabe der VG ist die Konzentration und damit Stärkung der Verwaltungskraft der verbandsangehörigen Gemeinden. Sie ist das Organ, das die Gemeinden verbindet, aber eben auch verwaltet. Die Aufgaben einer Verbandsbürgermeisterin sind also gar nicht mal so kreativ, wie man zunächst denken würde, aber umso wichtiger für die Beteiligten.

 

 

Jetzt könnte man fragen, ob ich überhaupt Kommunalverwaltung kann.

Und ich sage: Ja – in der Tat. Ich kann.

Mit meiner nunmehr 12-jährigen kommunalpolitischen Erfahrung, meiner Mitwirkung in den Stadt-, VG- und Kreisgremien bis hin zu überregionalen Ebenen wie etwa der Planungsgemeinschaft Region Trier oder aber dem rheinland-pfälzischen Landkreistag, sehe ich mich für das Amt gut vorbereitet. Als Stadtbürgermeisterin durfte ich überdies Teil des bundesweiten Netzwerks Junge BürgermeisterInnen sein und hierüber wichtige Impulse aus der kommunalen Ebene in die Bundespolitik mit einfließen lassen.

Netzwerk ist dabei ein wichtiges Schlagwort.

 

 

Noch nicht eine Woche nach meiner Amtsübernahme habe ich den Kontakt zu meinen AmtskollegInnen in der VG gesucht und gefunden. Man hilft sich, wo man kann, sucht Rat und findet – gerade in schwierigen Zeiten – oft Trost aber auch Unterstützung von Gleichgesinnten. Hier sind wir – so sagen mir die „alten Hasen aus dem Business“ in der Hinsicht wieder viel enger zusammengerückt. Leider ist es dem Verbandsbürgermeister nicht gelungen, diese Stimmung auch in die Arbeitsebene hineinzubringen. Bürgermeister-Dienstbesprechungen finden nur selten statt und sind oft nur ein trauriger Abklatsch der vorangegangenen HFA-Sitzungen. So stelle ich mir das nicht vor und ich bin davon überzeugt, dass es anders gehen kann und muss.

 

 

Das Hauptamt darf sich auch nicht weiter hinter dem Ehrenamt verstecken. Hier gilt es, Verantwortung zu übernehmen und unseren Ehrenamtlichen den Rücken zu stärken. Unsere Kommunalstruktur ist nun mal so, wie sie ist – umso mehr sehe ich es als Aufgabe der Verbandsbürgermeisterin, dem Ehrenamt an Orts- und Stadtspitze und in den vielen Gremien, die Arbeit so gut es geht zu erleichtern – sonst wird diese Arbeit und Verantwortung auf lange Sicht keiner mehr übernehmen (wollen).

 

 

Unsere BürgermeisterInnen sind die Ersten, die im Dorf (und auch in dem großen – unserem Städtchen) gefragt werden. Ob sie nun in der Zuständigkeit sind oder nicht – sie müssen aber sprachfähig sein. Dann hilft das auch unserer Demokratie.

 

 

Das klingt für manchen Unbeteiligten jetzt vielleicht auch nach etwas sehr jungem Idealismus. Daher möchte ich auf mein Alter und die mir möglicherweise nachgesagte fehlende Erfahrung aus Lebensjahren auch noch kurz eingehen.

 

 

Der Generation der Millenials, der ich zugeordnet werde, sagt man ja einiges nach. Manches davon passt weniger zu mir: faul und schnell zufrieden zu stellen – das könnt ihr streichen. Aber manches andere, wie ambitioniert und flexibel, das würden meine Freunde und politischen Weggefährten sicherlich unterschreiben.

 

 

Nehmen wir nun die Generation meiner Eltern ist festzustellen: Sie sind in einer stabilen Gesellschaft groß geworden. Alles lief gut, der Wohlstand wuchs stetig. In weiten Teilen lief es einfach richtig gut. Sie haben kaum Krisen und Kriege erlebt und dafür bin ich sehr, sehr dankbar. Aber ganz so nachhaltig war man dann doch nicht unterwegs. Dass an der ein oder anderen Stelle nun ein Innovationsstau entstanden ist, möchte ich als Realität aber auch als meine Herausforderung und Aufgabe annehmen.

 

 

In den vergangenen beiden Jahrzehnten durfte ich mit meiner Generation so manche Krise erleben: Euro- und Finanzkrise, Klima- und Energiekrise, Globale und Wirtschaftskrise.

Und dann kam die Pandemie.

 

 

Ich will mich nicht beschweren. Uns geht es gut. Und doch müssen wir erkennen, dass alles scheinbar fragil und zerbrechlich geworden ist. Irgendwie angreifbar.

Ist es dann nicht nachvollziehbar, dass meine Generation oft Karriere und Sinnhaftigkeit gegenüberstellt? Arbeit wird mit dem Lebensalltag verbunden, die Grenzen verschwimmen zunehmend mehr und wir suchen das Sinnstiftende in dem was wir tun. Die Freude an der Arbeit ist essentiell, daher ist die Arbeit mit und für die Menschen mein Antrieb.

 

 

Klar ist, wir müssen den demographischen Wandel im Blick behalten. Überall ist der Fachkräftemangel präsent, es gilt, Vakanzen und Fluktuationen einzukalkulieren und ihr mit einer klaren und strukturierten Führung zu begegnen.

 

 

Dabei schätze ich flache Hierarchien und einen partizipativen Führungsstil. Der Fokus muss auf dem Erarbeiten von Lösungen und eben nicht auf der Darstellung des Problems liegen. Dazu gehört eine offene und transparente Kommunikation – Kritik wird gut formuliert und auch genauso angenommen.

 

 

Und so gehöre ich auch zu den sogenannten "Digital Natives". Digitalisierung ist für uns nichts außergewöhnliches, „Künstliche Intelligenz“ ist nicht beängstigend. Die kontinuierliche Weiterentwicklung ist im Alltag verankert und muss nicht antrainiert werden.

 

 

Also ja: Ich bin vielleicht jung, aber das ist mein entscheidender Vorteil. Was ich noch nicht weiß, eigne ich mir an. Gerade in dieser bewegten Zeit muss „die alte Schule“ nicht die beste sein, gerade dann nicht, wenn wir ausgetretene Pfade neu erschließen müssen.

 

 

Zum Ende hin möchte ich mich also bedanken. Vor allem bei meinem Ortsverein, der mir vor 5 Jahren das Amt der Stadtbürgermeisterin zugetraut hat.

 

Diese fünf Jahre waren – trotz allen Ärgers – das Beste, was mir passieren konnte.

 

 

Ich habe in dieser Zeit so unfassbar viel gelernt. Nicht nur über das kommunale Alltagsgeschäft sondern auch über mich, meine Stärken und Schwächen und noch viel mehr über unseren Hochwald.

 

 

Henry Ford sagte mal: „Wenn alle gemeinsam voran kommen, stellt sich der Erfolg von selbst ein.“

Mir war es von Anfang an ein Anliegen, das „Gemeinsam“ zu leben und dafür zu werben. Kirchturmdenken war mir von jeher fremd, einen gesunden Wettbewerb durfte es aber dennoch geben – und so hat man mich seit 2019 nicht nur in Hermeskeil sondern auch zu allen möglichen Gelegenheiten in der ganzen Verbandsgemeinde angetroffen. Ich habe mit viel Freude im Herzen festgestellt, dass unsere Orte ganz eigene Besonderheiten haben, die es zu erzählen wert sind.

 

 

So ist Reinsfeld beispielsweise unser Mekka für regionale Erzeugnisse, Rascheid zeichnet sich eine verrückt hohe Anzahl begabter Theaterkünstler aus, während in Gusenburg alles so dermaßen herrlich familär ist, dass man sich zu Hunderten zum Brettspiel trifft. In Beuren wird beim Doppelkopfspiel am offenen Kamin Ortspolitik gemacht und der einzigartige Nachtumzug des Geselligkeitsvereins nachbesprochen und in Züsch feiert man so wilde Partys, dass der Ortsbürgermeister nachts um zwei nochmal die Wurstbude zur Freude aller öffnet, sodass der Festplatz um vier noch voller Tanzender beim Macarena ist.

Die Damfloser hingegen zeichnen sich – wohl auch durch das außerordentliche Engagement durch unseren Genossen Joachim – mit einer besonderen Hilfsbereitschaft aus. Sie bringen die mit Abstand größten Spendensammlungen auf die Beine.

 

 

Diese Liste könnte ich noch endlos weiterführen und noch deutlich ins Detail gehen – und das möchte ich mit eurer Unterstützung und Stimme auch tun: Ich möchte all diese Geschichten erzählen und unsere Ortsgemeinden und die Stadt glänzen lassen und zeigen, dass wir ein starker Hochwald sind.

 

 

Danke für eure Aufmerksamkeit und Glück auf!

 

 

 

 

 

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